Eintracht Frankfurt: Die Frauen als Vorbild für die Männer

Die Eintracht-Fußballerinnen wollen am Sonntag den Einzug in die Champions League perfekt machen
Zur geplanten Familienfeier wollen die Frauen ihren eigenen Beitrag leisten. Wenn die Bundesliga-Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt nächste Woche in den Flieger nach Sevilla steigen, um die männlichen Klubkollegen beim Finale der Europa League am Mittwoch anzufeuern, soll das Ticket für die Champions League in ihrem Gepäck stecken. „Was wir gerade als Verein erleben, ist in Deutschland einzigartig“, schwärmt Trainer Niko Arnautis. Man habe intern vor ein paar Wochen darüber gescherzt, dass sich so eine Konstellation ergeben könnte. Jetzt stehen beide Teams vor der Erfüllung eines Traums.
Die „Mädels“, wie Arnautis seine Truppe nennt, müssten vorlegen. An diesem Sonntag (14 Uhr) treffen sie zum Saisonabschluss im Stadion am Brentanobad auf den Tabellenneunten Werder Bremen. Mit einem Punktgewinn könnte der Vierte noch den Platz mit Turbine Potsdam tauschen, das derzeit, nur dank eines deutlich besseren Torverhältnisses, den dritten Königsklassenrang innehat. Die Brandenburgerinnen treten gleichzeitig beim FC Bayern an. Dort gibt es wegen der in allen Wettbewerben verpassten Titelchancen erhebliche Unruhe. Am Donnerstag teilte der Klub die Trennung von Trainer Jens Scheuer mit, dem Vernehmen nach war sein Verhältnis zu Teilen des Teams gestört. Fraglich, welche Auswirkungen das auf die letzte Partie unter Leitung des 43-Jährigen besitzt. Arnautis glaubt: „Wenn wir unser eigenes Spiel gewinnen, bin ich sehr optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen.“
Arnautis warnt vor Werder
Die eigene Aufgabe zu erledigen, sei schwer genug. Das Hinspiel im Norden hatten die Hessinnen, bei denen sich nach der Saison neben Nationaltorhüterin Merle Frohms auch Saskia Matheis, Sandrine Mauron und Siri Worm verabschieden werden, Mitte Dezember mit 0:1 verloren. „Bremen ist eine disziplinierte Mannschaft, die kompakt gegen den Ball agiert“, sagt Arnautis. Doch die eigene Formation habe nicht nur beim 2:0-Sieg in Potsdam „mentale Reife“ bewiesen. „Die Mannschaft schwebt derzeit auch auf einer Euphoriewelle.“
Dabei spielt auch die Unterstützung eine Rolle, die es unter dem Dach der Eintracht gibt. Arnautis spricht von großer Wertschätzung, die man spüre. Ein Umstand, den Vorstandssprecher Axel Hellmann am Donnerstag bestätigte, als er ungefragt erwähnte, „die Frauen nicht zu vergessen: Sie können den ersten Schritt in die Champions League machen.“ 3000 Tickets seien für deren Heimspiel bereits abgesetzt, „wir hoffen, dass wir das Ding vollbekommen“, sagte Hellmann, der auf der Tribüne sitzen wird.
Der 50-Jährige hatte auch den Auswärtssieg in Potsdam gesehen und war angetan, „wie sich im Kampf zweier Systeme unser technischer versierter Stil durchgesetzt hat“. Er würde sich nichts sehnlicher wünschen, dass die SGE-Fußballerinnen über das neue Champions-League-Format den nächsten Entwicklungsschritt machen. Aus seiner Sicht müsse vor allem medial in der Frauen-Bundesliga noch mehr passieren, „da sind uns die internationalen Ligen voraus.“
Nach seiner Rechnung würde mehr Präsenz höhere Zuschauerzahlen bringen. Hellmann versprach für den Fall eines Frankfurter Champions-League-Einzugs, „dass auch unsere Frauen nächste Saison einige Spiele in der Arena machen“.
Zusätzliche Motivation verliehen bereits die Einladungen zu den Europa-League-Partien der Männer in Barcelona und zu Hause gegen West Ham United. Der Reiz, europäisch zu spielen, wurde durch diese emotionalen Erlebnisse verstärkt. „Aber die Mädels haben sich das auch verdient“, betont Arnautis. Anfang der Woche hatte der 42 Jahre alte Pädagoge seinen Spielerinnen zwei Tage lang frei gegeben, damit sie frisch genug sind. Der Trainer selbst würde am liebsten gleich loslegen, das Team sei bereit. „Jetzt hoffen wir nur noch, dass die Leute die Bude voll machen und die Mannschaft zum Sieg tragen.“ Alle Besucher landen übrigens in einer Verlosung für zwei Karten zum großen Finale nach Sevilla.