King Kolo on fire

Der Eintracht-Angreifer setzt seinen Lauf einfach fort, besticht durch Klasse und Effizienz – und wird schon jetzt mit vielen Topklubs in Verbindung gebracht.
Frankfurt – Hinterher haute Randal Kolo Muani, der Stürmer von Eintracht Frankfurt, mal so richtig einen raus. Er, der französische Vizeweltmeister, lebe nämlich im Hier und Jetzt, „andere Dinge stehen nicht zu Debatte“. Die Bayern seien eine „große Mannschaft“, und jeder Fußballer träume doch davon, „bei großen Vereinen zu spielen“. Aber, fügte Kolo Muani nach dem 1:1 in München noch an, auch die Eintracht sei ein „fantastischer Verein“, und eben längst nicht mehr klein. Welch Aufrüttelrede.
Fernab jeder Ironie ist das mit dem verbalen Auf-die-Pauke-Hauen fürwahr nicht das Ding des Randal Kolo Muani, in der Einordnung von Gezeigtem und womöglich Zukünftigem hält er sich stets und gerne zurück. Aufhorchenlassende Zitate des Mannes aus Bondy sind zeit seines Wirkens im Hessischen jedenfalls nicht übermittelt. Kolo Muani, immerhin Senkrechtstarter in Frankfurt, in der Bundesliga und bei der Weltmeisterschaft in Katar, tritt zurückhaltend auf, demütig, wohltuend bodenständig.
Eingracht Trainer Oliver Glasner voll des Lobes
Lobeshymnen mussten am Samstagabend daher andere trällern, die Trainer etwa, der Frankfurter Oliver Glasner fand den Ausgleichstreffer seines Spielers „großartig“, Bayern-Coach Julian Nagelsmann „Weltklasse und sehr schwer zu verteidigen“, Eintracht-Kapitän Sebastian Rode redete sich gar in einen Rausch: „Wir haben mit Randal einen unglaublichen Stürmer. Der holt sich hinten den Ball, legt sich das Ding quasi selbst vor und haut es dann eiskalt rein. Das ist brutale Qualität.“
Gemeint ist jene Szene in der 69. Minute, als der Frankfurter Gestalter Daichi Kamada den pfeilschnellen Angreifer freispielte in halblinker Starfraumposition, Kolo Muani sich seinem Nationalmannschaftskollegen Dayot Upamecano, ebenfalls schnell unterwegs auf den Beinen, im Eins-gegen-Eins gegenübersah, der Frankfurter kurz aufschaute, den Kopf wieder senkte, links statt rechts vorbei am Bayern-Brocken eilte und den Ball mit dem schwachen Fuß ziemlich feste im langen Eck versenkte. Ein Tor, das im Grunde gar nicht kompliziert anmutet, und doch von kaum einem anderen Angreifer in der Liga erzielt worden wäre. Tempo, Technik, Mut, Abschlussstärke - das vereinen nur die wenigstens Profis hierzulande. Dafür braucht es überdurchschnittliche Qualität.
Bester Scorer der Liga
Kolo Muani, ablösefrei zu dieser Runde aus Nantes verpflichtet, weist diese regelmäßig nach. Neun Tore, sieben davon in der Bundesliga, darunter etliche sieg- oder punktebringende wie zuletzt gegen Bayern, Freiburg oder auch in Mainz und Lissabon, dazu zwölf Vorlagen. Nur ein einziges Mal, 2021/22, hatte ein Spieler, Thomas Müller, in der Bundesliga zu Hälfte der Spielzeit mehr Treffer assistiert als der 24-Jährige. Bester Scorer der Liga ist er ohnehin. King Kolo on fire.
Dabei hatte manch Bedenkenträger ja befürchtet, der finale Fehlschuss von Katar (oder war’s einfach eine Wahnsinnsparade im WM-Endspiel von Argentiniens Torwart Martinez?) könnte den Frankfurter Stürmer in eine tiefe Sinnkrise stürzen. Das Gegenteil scheint der Fall. In den ersten drei Partien des Jahres sammelte Kolo Muani bereits drei Scorerpunkte, allesamt nur möglich mit höchsten fußballerische Fähigkeiten. Die Vorlage gegen Schalke, kreativ wie präzise, das Tor in Freiburg, knallhart wie gezielt, die Bude in München, stramm wie cool.
Schlagen die Bayern zu?
Es ist nur logisch, dass sich schon seit Wochen und Monaten, spätestes seit dem WM-Finale, die Gerüchte um die Zukunft des 24-Jährigen drehen. Der vertraglich bis 2027 an die Eintracht gebundene Stürmer (ohne Ausstiegsklausel) wird längst mit allerhand Weltmarken des Fußballs in Verbindung gebraucht, überall in Europa, und, nur logisch, auch beim FC Bayern in Deutschland. Bereits vor dem Auswärtsspiel in München sagte Oliver Glasner daher: „Ich mache mir keine Gedanken, was im Sommer sein wird. Kolo ist bei uns gut aufgehoben,“
Klar ist, die Eintracht hat die Hand drauf, wird den Stürmer nicht für, als Beispiel, „nur“ 50 Millionen Euro an einen europäischen Mittelklasseklub verkaufen müssen, wäre doch auch ein Jahr später, also im Sommer 2024, noch ordentlich Geld zu machen mit dem Franzosen. Was passieren würde, sollte ein Großklub, etwa die Bayern, tatsächlich schon diesen Sommer ernst machen und 80, 90, 100 Millionen zahlen wollen, steht freilich auf einem anderen Blatt. Die Bayern jedenfalls werden in der Bundesliga derzeit keinen besseren und entwicklungsfähigeren Angreifer finden können als Kolo Muani, das steht so ziemlich fest.
Markus Krösche, Frankfurter Sportvorstand, zuckt bei all diesen Spekulationen nur mit den Schultern, bleibt ruhig, gelassen, es sei doch schlicht normal, sagte er am Sonntag, dass Spieler bei anderen Klubs in den Fokus rückten, wenn sie solch Topleistungen bringen. Oder anders formuliert: Einfach abwarten, nicht so viel reden und weiter hart arbeiten - Randal Kolo Muani hält sich dran. (Daniel Schmitt, Ingo Durstewitz)