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120 Jahre SGE: Gänsehaut im Glutofen

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Fast ganz in Weiß: Viele Fans kamen in den Vereinsfarben ins Stadion.
Fast ganz in Weiß: Viele Fans kamen in den Vereinsfarben ins Stadion. © Jan Hübner

Eintracht Frankfurt feiert mit ihren Fans einen emotionalen 120. Geburtstag. An dem Abend im Stadion geht es auch um ein Spiel, das 27 Jahre zurückliegt.

Frankfurt - Und dann wird es laut im Stadion. Die Menschen schimpfen und fluchen, es beginnt ein Pfeifkonzert, das immer wütender wird. Aus dem Oberrang ertönen Sprechchöre: „Fußball-Mafia DFB ...“ Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Fans mit dem Schiedsrichter unzufrieden sind. Doch die Phrase, dass der Unparteiische keine Entscheidung zurücknimmt, auch wenn der Vereinsanhang noch so zetert, ist an diesem Abend passender denn je. Denn das klare Foul an Eintracht-Spieler Ralf Weber, das Schiedsrichter Alfons Berg zum Entsetzen des Publikums nicht ahndet, geschah vor 27 Jahren. Bei der Geburtstagsfeier der Eintracht am Samstagabend im Stadion ist die Szene noch einmal auf einer Leinwand zu sehen. Und viele Fans scheinen sich immer noch zu fragen, wie der Schiedsrichter dieses Foul übersehen konnte.

SGE: Fast wäre die Eintracht 1992 Deutscher Meister geworden

Hätte Berg damals auf Elfmeter entschieden, dann hätte die Eintracht an jenem 16. Mai 1992 womöglich Hansa Rostock besiegt und wäre Deutscher Meister geworden. So ist auf der Leinwand eine andere Geschichte zu sehen. Die Niederlage in Rostock, fortan geht es bergab, 1996 steigt die Eintracht erstmals aus der ersten Fußball-Bundesliga ab. Und dazu singt Nico Gomez „Everybody hurts“ von R. E. M. Fußball kann auch traurig sein, wenn eigentlich gar kein Ball im Spiel ist.

Der Auftritt von Gomez, der einst durch die TV-Show „The Voice of Germany“ bekannt wurde, ist ein emotionaler Höhepunkt bei der Feier zum 120-jährigen Bestehen der Eintracht an diesem heißen, sehr heißen Samstagabend. Davon werde es einige geben, hatte Präsident Peter Fischer angekündigt. Und der äußerst volksnahe Mann mit der rauchigen Stimme, der auch am Samstag gefeiert wird, sollte Recht behalten. Das Konzept des zweistündigen Abends geht auf: Auf der Leinwand sind die wichtigsten Szenen aus der Vereinsgeschichte zu sehen. Dazu gibt es Live-Musik vom Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks und von weiteren Künstlern zu hören.

Helden von einst: Mitglieder der Meistermannschaft von 1959. Mit Schale: István Sztani.
Helden von einst: Mitglieder der Meistermannschaft von 1959. Mit Schale: István Sztani. © Jan Hübner

Da ist etwa der Auftritt der „59er“. Vor genau 60 Jahren feierte die Eintracht ihre erste und bisher einzige Meisterschaft. Die Tore vom 5:3 im Endspiel gegen Kickers Offenbach sind auf der Leinwand zu sehen, die Zuschauer feiern und erheben sich für die sechs Spieler der Meistermannschaft, die die Show von der Ehrentribüne aus verfolgen. Als der mittlerweile 82-jährige István Sztani ein Duplikat der Meisterschale in den Himmel reckt, singen die gut 20 000 Menschen: „Deutscher Meister ist nur die SGE ...“ Gänsehaut-Atmosphäre 60 Jahre nach einem Spiel, das die wenigsten Besucher der Jubiläumsfeier live gesehen haben.

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Da sind die Rodgau Monotones, die das musikalische Begleitprogramm zur Episode über die Eintracht in den 80er Jahren liefern. „Erbarme, zu spät, die Hesse komme“, singt die Gruppe um „Osti“ Osterwold, der nun auch bald 70 Jahre alt wird, aber für genau solche Auftritte lebt. Ein Stadion voller Menschen, von denen so gut wie alle jede Zeile der Hessen-Hymne mitsingen können.

Eintracht Frankfurt: Ultras haben sich 1997 gegründet

Da ist Hassan Annouri, der Rapper, der „Frankfurter Jungs“ zum Besten gibt – ein Stück, mit dem sich die Fanszene gerne selbst feiert. Überhaupt: Die Entwicklung in der Fankurve und die Gründung der Ultras im Jahr 1997 werden bejubelt, auf der Leinwand sind Choreografien und auch der Einsatz von Pyrotechnik zu sehen. Von den Auseinandersetzungen, die es in der zurückliegenden Saison in der Fanszene gab, ist am Samstagabend nichts zu merken.

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Tankard singt dann noch „Schwarz-Weiß wie Schnee“ und stimmt das Lied vom Europapokal an („Ob Rom, Mailand oder Moskau“). Dann übernehmen die Fans, von denen viele weiße Shirts tragen, um ein einheitliches Bild in den Vereinsfarben zu bieten. „Europacup, Europacup in diesem Jahr“, singen sie. Und dann endet sie, die Party in der Gluthitze des Stadions, über die Peter Fischer schließlich sagt: „Eintracht Frankfurt hat einmal mehr bewiesen, warum wir diesen Verein so sehr lieben.“

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