Eintrachts Abwehrsorgen: Evan Ndicka mit Licht und Schatten

Die wechselhafte Leistung des Frankfurter Verteidigers Evan Ndicka steht sinnbildlich für die gesamte Mannschaft beim Sonntagsspiel in Wolfsburg.
Wolfsburg - In der finalen Minute der regulären Spielzeit hätte er diesem wechselhaften Abend von Wolfsburg noch zu einer wirklich runden Geschichte verhelfen können, einer mit Hochs und Tiefs für die Frankfurter Eintracht im Allgemeinen und ihren Verteidiger Evan Ndicka im Speziellen. Der 23-Jährige also kam da kurz vor Ultimo im Sechzehner der Niedersachsen ziemlich frei an den Ball, zuvor hatte Gästekeeper Koen Casteels einen eigenen Abwehrmann über den Haufen gerannt. Der Kasten einigermaßen verwaist, Ndicka mit einem Drehschuss - Außenpfosten. Ärgerlich.
Frankfurts Ndicka mit Licht und Schatten
Es war im Vorfeld dieses 2:2 (2:2) beim VfL Wolfsburg wohl die am meisten diskutierte Frage, wen Eintracht-Trainer Oliver Glasner für seine zuletzt arg löchrige Dreierabwehr nominieren würde. Die Wahl fiel auf Makoto Hasebe in der Mitte, Tuta auf rechts sowie Ndicka auf links. Hrvoje Smolcic, der nach dem 1:2 von Leipzig noch etwas zu sehr von den Eintracht-Verantwortlichen Gelobte, musste derweil zurück auf die Bank. Eine nachvollziehbare Entscheidung des Trainers, hatte eben jenes Startelftrio doch in der Vergangenheit schon so einige Schlachten auf dem Fußballfeld gemeinsam und erfolgreich bestritten.
Evan Ndicka jedenfalls, der wechselwillige Franzose, prägte dann diese Partie. Hinten wie vorne. Erst ließ er Omar Marmoush entwischen, weil er mit seinen langen Beinen eine Abseitsstellung des Bald-Frankfurters aufhob, das 0:1 aus Frankfurter Sicht, dann zimmerte er auf der Gegenseite den Ball wunderhübsch in die Maschen, das 2:1. Ein Knallertor, das im Regelfall keine Innenverteidiger schießen, weil sie sich, erstens, gar nicht in dieser zentralen Position vor des Gegners Kasten aufhalten und, zweitens, meist nicht über eine derart tolle Schusstechnik verfügen. „Natürlich freue ich mich sehr über mein Tor, doch leider haben wir dann noch den Ausgleich kassiert“, sagte Ndicka.
Ndicka an beiden Frankfurter Gegentoren beteiligt
Freilich: Er war daran nicht ganz unbeteiligt, gar der Hauptschuldige. Beim zweiten Wolfsburger Treffer nämlich kam er gegen Yannick Gerhardt im Kopfballduell schlicht zu spät - dieses bereits 15. Standardgegentor der laufenden Frankfurter Bundesligasaison sollte nicht, darf nicht passieren. Zumal Ndicka seinen Widerpart Gerhardt auch noch um acht Zentimeter überragt. „Evan kommt halt eine Nuance zu spät“, analysierte Trainer Glasner den Gegentreffer. Eine Nuance, die entschieden hat.
Während der Linksfuß zwischen seinen Highlight-Situationen ebenfalls eine wechselhafte Leistung bot mit gelungenen Grätschen, ungenauen Pässen und 62 Prozent gewonnen Zweikämpfen, spielte Tuta durchweg seriös.
Eintracht Frankfurt: Tuta überzeugt in Wolfsburg nach Flop-Leistung
Der Brasilianer war vom Anpfiff weg gut dabei, die Flop-Leistung von Leipzig hing ihm nicht nach. Im Gegenteil. Sie pushte ihn, erhöhte offenbar die Konzentration. Wenngleich statistische Werte nicht immer dem Kern der Wahrheit entsprechen, waren sie in diesem Fall doch bezeichnend für eine 1A-Leistung des 23-Jährigen. So kam er auf eine Zweikampfquote von 91 Prozent und gewann in der Luft alle direkten Duelle - aller Ehren wert. „Insgesamt war es eine Leistungssteigerung, wir haben an die zweite Halbzeit aus Leipzig angeknüpft und bestätigt, dass wir in der Lage sind, gegen jede Mannschaft bestehen zu können“, sagte Abwehrmann Tuta.
Und dennoch: Auch in Wolfsburg wirkte die Defensive der Eintracht nicht immer sattelfest, offenbarte gerade im ersten Abschnitt und in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte zu viele Freiräume, was gewiss nicht alleine am Abwehr-Trio gelegen hat, sondern auch an den Mannen davor. Vor allem Daichi Kamada auf der Sechs untermauerte mit dürftiger Zweikampfführung (60 Prozent verlorene Duelle) einmal mehr, warum er zeit seiner Karriere eigentlich in offensiveren Rollen unterwegs ist.