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Eintracht bastelt am Kader – und geht die „Königsdisziplin“ an

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Von: Daniel Schmitt

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Machen sie weiter gemeinsame Sache? Sportvorstand Krösche (links) und Trainer Glasner.
Machen sie weiter gemeinsame Sache? Sportvorstand Krösche (links) und Trainer Glasner. © IMAGO/Hartenfelser

Eintracht-Manager Krösche formt im Hintergrund das Eintracht-Aufgebot der Zukunft - doch wie geht’s mit Trainer Glasner weiter?

Vor ziemlich genau drei Monaten, Anfang Dezember, als die Fußballbundesliga sich in einen ausgedehnten Winterschlaf verabschiedet hatte, verwies Oliver Glasner auf den Faktor Zeit. Ob und wann er denn seinen Trainervertrag bei Eintracht Frankfurt verlängern wolle, fragte ihn die FR damals in einem ausführlichen Interview, schließlich laufe es doch prächtig so als Champions-League-Achtelfinalist und Ligavierter. „Ich habe wirklich noch lange genug Vertrag, die Zeit drängt nicht“, antwortete der Fußballlehrer. Es komme, wie es komme, floskelte er hinterher, und: „Ganz grundsätzlich: Wenn ich das Gefühl habe, ich bin noch am richtigen Platz, dann passt das und ich werde bleiben.“

Nun ist nichts darüber bekannt, dass es Oliver Glasner in Frankfurt und bei der Eintracht nicht mehr gefallen würde, die öffentlichen Aussagen des Österreichers liefern dafür keine belastbaren Anzeichen, sein aktuell noch bis Sommer 2024 laufendes Arbeitspapier aber hat der 48-Jährige bisher eben nicht verlängert.

Eintracht Frankfurt: Die Gespräche laufen, ein Ergebnis gibt es bisher nicht

Just in diesen Tagen flatterte ihm ein frisches Angebot zur Ausweitung der Zusammenarbeit von der Eintracht auf den Tisch, es enthält verbesserte finanzielle Bezüge, so wie es sich für einen gefragten Europa-League-Sieger-Trainer ziemt. „Wir wollen langfristig mit Oliver zusammenarbeiten“, sagt der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche. Was also macht Glasner, der vergangene Woche in einem Interview mit der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ freiheraus darüber plauderte, in der Vergangenheit Angebote aus der vermeintlichen Sehnsuchtsliga in England, der Premier League, erhalten zu haben? Erinnert sei an dieser Stelle an den Faktor Zeit.

Die Gespräche laufen, ein Ergebnis gibt es bisher nicht. Denn es sind neben dem Finanziellen gewiss auch andere Aspekte, die den Coach umtreiben: Welche Spieler wird die Eintracht im Sommer abgegeben (müssen)? Welche tragenden Säulen verlassen den Klub? Zwei (Daichi Kamada, Evan Ndicka)? Drei (Djibril Sow)? Vier (Randal Kolo Muani)? Gar fünf (Jesper Lindström)? Oder kann Sportvorstand Krösche den Umbruch verhältnismäßig klein halten? Welche potenziellen Neuzugänge stehen den Abgängen gegenüber? Omar Marmoush? Houssem Aouar? Und, und, und ...

Es sind diese Fragen, die zurzeit so ziemlich jeden professionellen Fußballmanager beschäftigen. Es geht darum, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, den Kader für kommende Saison im besten Fall recht früh zusammengebastelt, dabei bereits die übernächste Runde im Blick zu haben und in diesem Zusammenhang eben auch die Wünsche des Cheftrainers. Jener aus Frankfurt sagte im FR-Interview noch: „Ich will, dass immer alle denselben Weg gehen, an einem Strang ziehen. Wenn das nicht so ist, wenn andere woanders hinwollen, dann ist das auch okay, aber dann passt halt Oliver Glasner nicht mehr dazu.“

Eintracht Frankfurt spielt nach ihrem starken Herbst bisher einen durchwachsenen Winter

Freilich hat der Coach einen nicht ganz unwesentliche Hebel für die sportliche Entwicklung der Eintracht in den eigenen Händen: das Abschneiden in der aktuellen Spielzeit. Qualifizieren sich die Hessen erneut fürs internationale Geschäft, womöglich gar für die Champions League, die derzeit nur drei Punkte entfernt ist, würden sich manch Personalfragen bei den Spielern (und womöglich auch beim Trainer selbst) leichter lösen lassen für den Sportvorstand, hätte Markus Krösche in den Gesprächen ein zusätzliches Pfund, mit dem er wuchern kann. Denn weiche Faktoren hin, den Wohlfühlfaktor Frankfurt her - manch ein Spieler, das ist klar, verbindet sein Gehen oder Kommen auch mit der Chance auf europäischen Fußball.

Die Frankfurter spielen nach ihrem starken Herbst bisher einen durchwachsenen Winter. Zwar stehen in der Rückrunde ebenso acht Punkte zu Buche wie zum gleichen Zeitpunkt der Hinserie, allerdings gab es auch damals schon reichlich Luft nach oben. So eben auch jetzt. Der Defensivverbund wackelt mitunter bedenklich, obwohl Makoto Hasebe ihn organisiert. Der Japaner, 39, wird noch mal ein Jährchen dranhängen. Gut so. Denn an Hasebe liegt es in der Regel nicht. Eher an individuellen Aussetzern oder der Standardschwäche, insgesamt kassiert die Mannschaft schlicht zu viele Gegentore. Und auf der anderen Seite des Feldes fehlt ihr der Flow, die Leichtigkeit ist einigen Offensivakteuren zuletzt verlorengegangen, liegt diese Last hauptsächlich auf Kolo Muani. Die stürmende Urgewalt immerhin scheint diese schultern können. Noch.

Eintracht Frankfurt: Der Flow muss wieder rein

Bereits in der Winterpause hatten Glasner und Krösche die Spieler angehalten, im Erfolg kein My nachzulassen, zumal sich die gegnerischen Mannschaften in der Rückrunde gewiss besser einstellen würden auf die Spielweise der Eintracht. Und in der Tat - es kam wie gesagt. In Köln etwa verordnete der coachende Pressingliebhaber Steffen Baumgart seiner Truppe wider der sonstigen Marschrichtung ein verhaltenes Attackieren, wollte der Eintracht damit vermehrt den Ball überlassen und sie locken. Die Taktik fruchtet, die Frankfurter schossen kein Tor (weil Kolo Muani ausnahmsweise nicht traf) und kassierten deren drei.

„Gegen tiefer verteidigende Mannschaften zu mehr Chancen zu kommen, ist die Königsdisziplin“, sagt Krösche. In diesem Punkt müsse sich die Mannschaft weiter verbessern. Es gilt, das Spiel wieder flüssiger zu gestalten, auch kreativer. Dafür müssten einzelne Kräfte, etwa Lindström oder Kamada, in bessere Form gebracht oder womöglich gegen andere ausgetauscht werden.

Wer ein Spitzenteam sein will - und dorthin streben die Hessen -, dem steht dieser Entwicklungsprozess zwangsläufig bevor. Und die Eintracht stecke eben mittendrin in diesem „Transformationsprozess“, so Krösche. Sie muss im Training hart dafür arbeiten, um den Spielaufbau gegen tiefer verteidigende Mannschaften leichter aussehen zu lassen. Wichtigster Mann dafür: Oliver Glasner.

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