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Ein Nachmittag zum Vergessen für Mainz 05

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Von: Jan Christian Müller

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Musste dreimal hinter sich greifen gegen die Eintracht: Mainz-Torwart Robin Zentner.
Musste dreimal hinter sich greifen gegen die Eintracht: Mainz-Torwart Robin Zentner. © IMAGO/Jan Huebner

Nach der ausnehmend schwachen Vorstellung in Frankfurt ist die Chance auf Europa nur noch eine theoretische.

Die wahre Größe von Sportsmännern zeigt sich in der Niederlage. Bei Mainz 05 haben Sportdirektor und Spieler nach dem 0:3 in Frankfurt, das einem 0:3 in Wolfsburg und einem 2:3 gegen Schalke 04 folgte, bei ihrer Analyse nicht nach Ausreden gesucht. „Schlecht von uns von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben nicht ausgesehen wie ein Team“, sagte Verteidiger Andreas Hanche-Olsen. „Wir haben nicht frisch und gierig gewirkt“, ärgerte sich Torwart Robin Zentner. „Die Leistung war nicht Mainz-like“, kritisierte Sportdirektor Martin Schmidt, „wenig Mut, schlechte Körpersprache, kaum Balleroberungen.“ Und als Trainer Bo Svensson nach den Ambitionen für Europa gefragt wurde, entgegnete er fast fatalistisch: „Es ist null angebracht, so was zu thematisieren nach so einer Leistung.“

Aber woran liegt es, dass eine Mannschaft, die im April noch 3:0 bei RB Leipzig und 3:1 gegen Bayern München gewonnen hat, nun derart chancenlos gegen einen Gegner sein kann, der zuvor monatelang kein Spiel gewonnen hatte. Svensson hatte seinen Spielern in der Vorwoche - nach dem 2:3 daheim gegen Schalke - zwei Tage frei gegeben. Er hatte gehofft, dass er (neben dem persönlichen Frustabbau) so auch die Profis mental und physisch wieder aufladen könnte. Aber dann hatte der Däne schon unter der Woche wahrgenommen, dass die Qualität in den Trainingseinheiten nachließ.

Die Gründe für Schwächephasen zu diagnostizieren, gehört zu den sicher schwierigsten Aufgaben im Fußball. Sportdirektor Schmidt fragt sich, ob der 3:1-Sieg über die Bayern vor drei Wochen vielleicht etwas in den Köpfen angerichtet haben könnte. Dass dadurch jeder glaubte, ein bisschen weniger tun zu können. Weil tagelang die Handys gebrummt hätten und die Zeitungen vollstanden mit Lob für das Geleistete.

Der Beton bröckelt

Neun Gegentore in drei Spielen stehen nun auf einem Konto. Genauso viele wie zuvor in zehn Partien ohne Niederlage. Die Dreierkette hinten bröckelt plötzlich, vorne werden Bälle nicht mehr festgemacht, beim Pressing machen nicht mehr alle zur selben Zeit mit, die Defensivzweikämpfe in eigener Tornähe werden ungeschickt geführt. „Wir sind brutal formschwach im Moment“, wundert sich Abwehrchef Stefan Bell, der neulich noch sehr zu Recht die ständige gegenseitige Hilfestellung gelobt hatte.

In Frankfurt litt Mainz 05 sicher auch unter den Gelbsperren der Abräumer Dominik Kohr und Leandro Barreiro. Der südkoreanische WM-Teilnehmer Jae-Sung Lee und der deutsche Nationalspieler Anton Stach konnten die Lücke nicht schließen. Auch Linksverteidiger Aaron Martin, dessen Vertrag ausläuft und der das Interesse der Eintracht geweckt haben soll, konnte keineswegs Bewerbungspunkte sammeln. „Wir hatten Probleme mit Götze und Kamada in den Halbräumen“, analysierte Schmidt. Auch mit Ball am Fuß boten die Rheinhessen das Niveau eines Absteigers.

Zwei Chancen (vom Ex-Frankfurter Danny da Costa und von Angreifer Karim Onisiwo) entschärfte Eintracht-Keeper Kevin Trapp zu einem aus Mainzer Sicht maximal frustrierenden Ende hin. Eine Qualifikation für Europa oder Conference League ist mit null Punkten in drei Spielen vor den abschließenden Partien gegen Stuttgart und in Dortmund eine eher theoretische Hoffnung. Dabei hatte sich Mainz 05 mit der Überperformance mit zehn Spielen ohne Niederlage viel aufgebaut. „Wir müssen aufpassen, dass eine eigentlich sehr gute Saison nicht mit einem schlechten Gefühl zu Ende geht“, sagte Stefan Bell.

Bo Svensson verließ die Frankfurter Arena extrem genervt, nachdem die Pressekonferenz wegen der vielen drängenden Fragen an Oliver Glasner und eines ausdauernd flimmernden Bildschirms in Svensson Sichtfeld aus Mainzer Sicht ähnlich schräg verlaufen war wie zuvor das Spiel. Bei Mainz 05 sollten sie jetzt besser die Nerven behalten.

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