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Eintracht Frankfurt: Wie reagieren die Spieler aufs Glasner-Aus?

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Von: Daniel Schmitt

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Wird hart attackiert von den Gegnern, oft zu hart: Randal Kolo Muani, womöglich nur noch viermal für die Eintracht am Ball. imago images
Wird hart attackiert von den Gegnern, oft zu hart: Randal Kolo Muani, womöglich nur noch viermal für die Eintracht am Ball. imago images © Imago

Obwohl Eintracht-Trainer Glasner gesperrt ist, wird er an diesem Samstag wieder eine zentrale Rolle einnehmen. Und ganz nebenbei findet noch ein Fußballspiel statt.

Es wird am Ende dieser erneut ereignisreichen Woche bei Eintracht Frankfurt, die in einer Trainertrennung zum Saisonende mündete, tatsächlich noch Fußball gespielt. Gegen den Ball getreten, gekickt, um Bundesligapunkte gekämpft gegen den derzeit besseren Nachbarn Mainz 05. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) ertönt der Anpfiff im Frankfurter Stadtwald und der Eintracht-Kosmos, von den Spielern bis zu den Fans, wird sich dran gewöhnen können, quasi zur Übung, wie es so ist ohne Oliver Glasner an der Seitenlinie.

Der Österreicher ist bekanntlich gesperrt, einem stillen Protest sei dank, auch Ballwegbolzen genannt, und er wird also Platz nehmen in einer Loge des Stadions und dort alleine vor sich hin schweigen, oder jubeln, oder fluchen. Man weiß es nicht genau, man ahnt es nur. Klar ist, er wird sich den DFB-Statuten unterordnen, den Herren Assistenten Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr keine Anweisungen während der 90 Minuten an die Bank funken. „Ich habe genug Probleme“, sagt Glasner, da werde er keine weiteren schaffen.

Ebenso klar ist auch, dass die Personalie Oliver Glasner trotz des Fernbleibens vom Feldesrand eine zentrale Rolle einnehmen wird an diesem Tag. Es ist mit etliche Zuneigungsbekundungen aus dem weiten Rund zu rechnen, mit Plakaten, womöglich mit Sprechchören. Die Reaktion der Anhängerschaft auf das nahende Trainer-Aus werden zweifelsohne die eine zentrale Thematik des Tages sein. Die andere, in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit zweitrangige, könnte tatsächlich das Spiel werden. Darauf soll aus Eintracht-Sicht (endlich) wieder der Fokus liegen. Es wird gehofft auf eine befreite Mannschaft. Wie reagieren die Spieler, die ja nicht mehr in Gänze hinter ihrem Noch-Trainer stehen? Können sie sich zusammenraufen für das eine große Ziel, für Europa, erreichbar über die Liga (unwahrscheinlich) oder den DFB-Pokal (wahrscheinlicher)? Mit einem Sieg, es wäre der erste in der Liga seit dem 18. Februar, könnten die Hessen aus Frankfurt schließlich in der Tabelle vorbeiziehen an den Rheinhessen aus Mainz.

Es gilt obendrein, nicht noch weitere klatschende Nackenschläge in der Liga hinnehmen zu müssen im Vorfeld des großen Spiels von Berlin, sich irgendwie reinzuwurschteln in so etwas wie einen Flow. Und es gilt, die außer Form geratenen Profis wieder hinzuführen auf ein höheres Niveau. Gerade personell aber drückt der Schuh. Hinten muss die Eintracht auf eine Reihe von Spielern verzichten (Smolcic, Jakic, Max, womöglich Tuta), vorne auf den gelbgesperrten Ersatzstürmer Rafael Borré sowie vermutlich auf den angeschlagenen Ersatz-Ersatzstürmer Lucas Alario (Knieprobleme).

Die erste Offensivreihe aber immerhin ist einsatzbereit - wenn auch nicht durchweg in Spitzenform. Da wäre vordringlich zu nennen der von seiner Knöchelverletzung zwar genesene Jesper Lindström, dem die Auszeit aber sichtbar nachhängt. Gegen Augsburg und Stuttgart blieb er bei Kurzeinsätzen blass, gegen Hoffenheim wurde er in der Halbzeitpause nach einer schwachen Leistung ausgewechselt. „Er ist immer noch nicht ganz schmerzfrei und damit auch nicht frei im Kopf. Dadurch bringt er noch nicht 100 Prozent“, sagt Trainer Glasner, der für den dänischen Highspeed-Fuddler ein Aufbauprogramm im laufenden Betrieb im Sinn hat. Er, Lindström, brauche nämlich Minuten, im Training wie im Spiel, um „in den Fluss zu kommen“.

Womöglich muss der 23-Jährige zu Spielbeginn gegen Mainz aber einem noch jüngeren Profi weichen: Paxten Aaronson, 19, im Winter geholt aus Philadelphia. Der US-Boy, der jüngst sogar sein Debüt im A-Nationalteam feierte, habe sich schneller adaptieren können, „als wir es erwartet haben“, sagt Glasner: „Paxten macht das hervorragend. Er ist wahnsinnig fleißig, lernwillig. Er hört zu und will viel aufnehmen.“ Dies sei die Voraussetzung, um einen derartigen Leistungssprung binnen weniger Monate überhaupt machen zu können. „Er ist ein super Junge.“

Die Eintracht hatte ursprünglich den Plan entworfen, den Vier-Millionen-Euro-Einkauf in diesen Tagen zur U-20-WM nach Argentinien zu entsenden, was sie nun aber doch nicht machen wird. Sie braucht Aaronson, der Fußballer mit dem recht muskellosen Körper bringt Qualitäten mit, die der Eintracht gut zu Gesicht stehen. Er ist quirlig, dribbelstark, vor allem deutlich unbeschwerter als die meisten Teamkollegen. Im Grunde ist er in der Rückrunde der einzige echte Gewinner unter vielen Verlieren bei der Eintracht. „Er ist immer näher an die erste Elf herangerückt“, sagt Glasner. So nah, dass er bald dort auftauchen könnte und es - rückblickend betrachtet - im einen oder anderen Spiel bereits hätte tun sollen.

Einen festen Platz hat derweil Randal Kolo Muani, logisch, ist er doch einer vielversprechendsten Stürmer der Welt. Trotz des schwächelnden Kollektiv hat sich der Franzose seit der Katar-WM noch einmal deutlich verbessert, ist gereift, selbstbewusster, cooler, abgezockter geworden, schlicht besser. Tag für Tag werden mögliche neue Arbeitgeber medial gehandelt, vom FC Bayern über Manchester United bis zu Paris Saint-Germain. Die Intessentenflut der Crème de la Crème wird der im Sommer zu erzielenden Ablösesumme gewiss nicht abträglich sein.

Laut seines Trainers prallen die Spekulationen aber an Kolo Muani ab. Ob er abgelenkt wirke, wurde Glasner gefragt. „Gar nicht“, antwortete er reaktionsschnell. Kolo Muani sei ein „super Junge, total fokussiert“. Er wolle die Saison einfach nur mit einem Titel abschließen.

Und: „Was danach kommt, kommt danach“, so Glasner, der ganz grundsätzlich findet, Kolo Muani sei einerseits wehrhafter in den direkten Duellen geworden, habe sich also gut entwickelt, und andererseits nehme die Zweikampfintensität gegen ihn auf gegnerischer Seite zu. „Da wünsche ich mir schon, dass er das eine oder andere Foul mehr bekommt.“ Kolo Muani sei keiner, der Schwalben produziere, „kein Diver“.

Diese sind - natürlich in einem anderen Kontext - dem Trainer Oliver Glasner vorbehalten.

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