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Die Großen reizen

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Von: Katja Sturm

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Strahlt Ruhe am Ball aus: Sara Doorsoun. Foto: Imago Images
Strahlt Ruhe am Ball aus: Sara Doorsoun. © IMAGO/foto2press

Neuzugang Sara Doorsoun trifft mit den Eintracht-Fußballerinnen auf ihren alten Klub VfL Wolfsburg.

Geschenke will sie keine machen. Auch wenn Sara Doorsoun an diesem Samstag (13 Uhr) im Stadion am Brentanobad auf einige ihrer besten Freundinnen treffen wird. Der 30 Jahre alten Fußballerin ist bewusst, was die drei Punkte, die in diesem Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg vergeben werden, für beide Teams bedeuten würden. Die Hessinnen wollen wieder auf einen der drei Champions-League-Ränge vorrücken, die Spitzenkräfte aus Niedersachsen nach der Absetzung im Vorjahr auf den Meisterthron zurückkehren.

„Es wird ein emotionales Spiel“, sagt Doorsoun. Aber sie weiß, wo sie hingehört. Nicht mehr auf die Seite der erfolgsverwöhnten Wölfinnen, deren Rudel die gebürtige Kölnerin drei Jahre lang angehörte, sondern dorthin, wo gierige Adlerträgerinnen danach lechzen, die Etablierten so weit zu reizen, dass diese außer Tritt geraten. Doorsoun, die für eine nicht benannte Ablösesumme während der Winterpause an den Main kam, will dabei helfen. Und damit auch sich selbst. Denn zuletzt zählte sie nicht mehr zum Stammpersonal beim DFB-Pokalsieger und riskierte aufgrund mangelnder Spielpraxis, von dem Weg abzukommen, der die 36-malige Nationalspielerin nach der Viertelfinalteilnahme 2017 im Sommer in England zu ihrer zweiten Europameisterschaft führen soll. „Es ergab nicht mehr viel Sinn, in Wolfsburg zu bleiben“, erklärt Doorsoun. „Ich will mir am Ende nicht vorwerfen müssen, nicht alles versucht zu haben.“

Mit Frankfurt gab es schon länger Kontakt. Doch 2018, bei einer ersten Anfrage, erschien der damals für die SGS Essen auflaufenden Abwehrspielerin die Perspektive beim mittlerweile aufgelösten 1. FFC nicht interessant genug. Das hat sich geändert: „Frankfurt hat eine große Entwicklung gemacht und ist noch nicht am Ende“, stellt Doorsoun fest. „Wir haben viel Qualität im Team und müssen uns vor den Großen nicht verstecken.“

Sich selbst sieht sie als Anführerin, die neben Erfahrung auch Lockerheit und Spaß mit in den Kader bringt. Als „100-Prozent-Entertainerin“ sei sie die Erste auf der Tanzfläche, weiß als professionelle Sportlerin aber auch einzuschätzen, wann man das Licht am besten ausknipst.

In jüngeren Jahren ging schon mal das Temperament mit der Tochter einer Türkin und eines Iraners durch. 2016 „pöbelte“ sie in einer Partie für Essen gegen Bayern München so laut, dass sie ihre erste Rote Karte sah. Die zweite folgte ausgerechnet im ersten Pflichtspiel für die Eintracht, nach einer Notbremse gegen eine Freiburgerin. „So etwas ist mir in zwölf Jahren noch nie passiert“, sagt Doorsoun. So negativ das Erlebnis war, so positiv wertet sie die Reaktionen aus dem neuen Umfeld. „Blöd gelaufen“, „passiert schon mal“, lautete der Tenor. „Das hat mir viel Kraft gegeben.“

Ansonsten versetzt Peanut ihre Herrin in gute Laune. Die kleine Hündin sei populärer als sie selbst, vermutet die Spielerin. In Wolfsburg wurden beide auf der Straße erkannt, in der hessischen Großstadt ist es ruhiger um das Duo. Dem eigenen Sport würde sich Doorsoun mehr Aufmerksamkeit wünschen; auch deshalb ist sie in den sozialen Medien aktiv. Mit ihrem Migrationshintergrund stellt die WM-Teilnehmerin in der Nationalmannschaft noch eine Ausnahme dar. Ihre Herkunft sei nie ein Problem gewesen, auch wenn ihr Vater aus einer Kultur stammt, in der Fußball für Frauen nicht selbstverständlich ist. „Ich bin einfach bei allem meinem älteren Bruder hinterhergerannt“, die berufstätigen Eltern hätten kaum mitbekommen, dass sie von mittags bis abends mit den Jungs kickte. Heute verfolgen Vater und Mutter vor TV oder Livestream die Auftritte.

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