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Die Eintracht sucht ihren Flow

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Von: Thomas Kilchenstein

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Hatte gegen Freiburg und Nicolas Höfler einen schweren Stand: Mario Götze. dpa
Hatte gegen Freiburg und Nicolas Höfler einen schweren Stand: Mario Götze. dpa © dpa

Trotz ordentlicher Ergebnisse hakt und knirscht es noch arg im Frankfurter Spiel.

Wer dem Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche bei der Analyse der 90 Minuten in Freiburg lauschte, der durfte annehmen, Eintracht Frankfurt habe diese Partie gegen den Sportclub im Bausch und Bogen in den Sand gesetzt, 0:3 oder 0:4 mindestens verloren. Oder noch höher? Man habe „kein gutes Spiel gemacht“, leitete der Boss seine Suada ein, habe „wenig Vertikalität“ an den Tag gelegt, stattdessen „viel zurück gespielt“ und viel „zu langsam“ agiert. Daraus folge, logisch, dass man „kaum Chancen“ kreierte, „nach vorne schlechte Bewegungen“ gezeigt und „wenig Anspielmöglichkeiten“ gehabt habe. Daraus folgerte Krösche messerscharf, „noch viele Entwicklungsfelder in diesen Bereichen“ zu haben. Kurz gesagt: „Man sieht, dass wir uns noch steigern müssen.“

Tatsächlich ist es so, dass Eintracht Frankfurt nach einem 1:1 (0:1) beim vormaligen Tabellenvierten aus dem Breisgau weiterhin auf einem Champions-League-Platz steht und der Restart mit vier Zählern aus zwei Spielen punktemäßig in Ordnung ist. Mit dem Remis in Freiburg, so sagte es Trainer Oliver Glasner, sei er „sehr zufrieden“.

Die kritische, bisweilen schonungslose Analyse des Sportvorstands zeigt aber eines: Die Erwartungshaltung an diese Mannschaft ist deutlich höher geworden, der Anspruch ist längst gewachsen, den Tabellenplatz vier nennt Krösche lapidar „okay“, unterschwellig schwingt da durchaus mit, dass es eigentlich besser sein sollte. Offensichtliche Schwächen, gerade im spielerischen Bereich, ist der sportlich Verantwortliche nicht gewillt, kommentarlos hinzunehmen. Markus Krösche versteht sich als Treiber, als Forderer, der sich keinesfalls mit dem bislang Erreichten zufrieden geben will, weil Stillstand Rückstand bedeutet. Und da legt er eben den Finger in die Wunde, lässt sich von einem Unentschieden bei einem der Bayern-Verfolger keinen Sand in die Augen streuen. Ohnehin ist er zuletzt ja nicht müde geworden zu warnen vor Schlendrian oder Selbstzufriedenheit, Druck muss sein im Kessel.

Zur Wahrheit gehört aber in der Tat, dass die Eintracht noch nicht wieder in diesem Flow ist, der sie vor der Zwangspause seit Mitte November ausgezeichnet hat, die Leichtigkeit fehlt und die spielerische Selbstverständlichkeit. Es hakt und zwickt im Spielaufbau, Kombinationen, Ballzirkulationen hat man in den ersten 180 Minuten dieses Jahres kaum gesehen. Es mangelte an Ruhe und Abgeklärtheit in den Aktionen, ein echter Spielfluss wollte allenfalls in homöopatischen Dosen aufkommen, was zur Folge hatte, dass das so hoch und zu Recht gelobte Offensivspiel der Frankfurter nicht zum Tragen kam, ja fast abgeschnitten war vom Bälle-Nachschub.

Mürbe machen als Rezept

Dafür gibt es Gründe: Weitgehend bekannt ist inzwischen, wie man der Eintracht wehtun kann, nämlich in dem man sie in ewige Zweikämpfe verstrickt, permanent piesackt, sie nie in Ruhe lässt. Das haben die letzten drei Gegner - Mainz 05, Schalke und Freiburg - praktiziert, mit einigem Erfolg, das schöne Spiel der Frankfurter kam dadurch kaum in Gang. Dies freilich ist der Tatsache geschuldet, dass die Hessen inzwischen ligaweit anders wahrgenommen werden, voller Hochachtung, der einer Spitzenmannschaft entgegen gebracht wird. Die Herangehensweise der Anderen, auch das hat Krösche früh erkannt, hat sich geändert. Man sucht inzwischen zunächst nach Möglichkeiten, die Hessen nicht ins Spiel kommen zu lassen.

Und dieses Rezept des ständigen Mürbemachens funktioniert auch deswegen, weil im Eintracht-Kollektiv nicht alle über die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Mario Götze oder Daichi Kamada verfügen, deshalb läuft es bei heftigem Widerstand zuweilen zäh. Und es gibt offensichtliche Schwachpunkte: Beide Außen lassen bislang Wünsche offen, Ansgar Knauff hat auf beiden Flügeln bisher nicht überzeugen können, Christopher Lenz auf links ist keiner, der die Linie rauf- und runter flitzt. Der lange Ausfall von Eric Dina Ebimbe tut der Eintracht weh, es fehlt an Schärfe und Druck über die Seiten. Womöglich wird die Eintracht auf dem Markt nochmals aktiv, auf Leihbasis vermutlich. Und es verdichten sich die Hinweise, dass die Hessen Faride Alidou anderswo Spielpraxis geben wollen. Der im Sommer aus Hamburg gekommene Offensivspieler zählte in beiden Spielen nicht zum Kader, im Trainingslager in Dubai war er zuweilen bei Trainingsspielchen außen vor.

Darüber hinaus ist Hrvoje Smolcic keiner, der den Spielaufbau von hinten heraus besonders raffiniert ankurbeln würde. Selbst in seiner Kernkompetenz, der Verteidigung, war er bislang nicht gerade solide und stabil. Makoto Hasebe, darauf ist oft genug hingewiesen worden, könnte das Spiel deutlich besser ordnen.

Und man merkt sofort, dass ein Sebastian Rode an allen Ecken und Enden fehlt - als Stratege, als ordnende Hand, Wenn er in die Partien kam, zehn Minuten gegen Schalke, 25 gegen Freiburg, war gleich Ruhe und Sicherheit im Frankfurter Spiel. Gegen die Bayern am Samstag könnte ein Rode wichtiger denn je sein.

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