Der Hoffnungsträger des VfB Stuttgart

Mittelstürmer und Wandervogel Serhou Guirassy ist zurück - und schon läuft´s beim VfB Stuttgart.
Natürlich ist es müßig zu spekulieren, ob Bruno Labbadia noch Trainer beim VfB Stuttgart wäre, hätte sich der beste Angreifer der Schwaben, Serhou Guirassy, nicht Anfang Februar im Spiel gegen Werdern Bremen einen Sehnenanriss im Adduktorenbereich zugezogen. Der Mittelstürmer mit Wurzeln in Guinea war bis dato gut drauf, versprühte Torgefahr, war durchschlagskräftig, erzielte sechs Tore für den VfB. Sechs Spiele lange fehlte der hochaufgeschossene Guirassy den Stuttgartern, die in dieser Zeit vier Partien verloren, nur einmal gewannen, 3:0 gegen den 1. FC Köln. Bald war Bruno Labbadia Vergangenheit, Sebastian Hoeneß übernahm und schaffte den Umschwung - mit Guirassy, der zurückgekehrt war. Zwei Tore erzielte der 27-Jährige seitdem, darunter eines beim ersten Auswärtssieg (3:2) seit ewigen Zeiten beim VfL Bochum und das wichtige 1:0 beim jüngsten Sieg gegen Gladbach. In Person von Serhou Guirassy kam jene Geradlinigkeit ins VfB-Spiel, die den gefällig kombinierenden Schwaben lange Zeit abging.
Zielspieler mit Herz
Und heute Abend (20.45 Uhr/ ARD/Sky) im Pokal ist die Stuttgarter Wucht auch wieder fit. Das war ungewiss, weil sich der Stürmer just gegen Gladbach einen Cut am Auge zugezogen hatte und ausgewechselt werden musste. Dienstag trainierte er wieder mit. Das Aufatmen im Schwabenland war unüberhörbar. Was Randal Kolo Muani für Gegner Eintracht Frankfurt ist, ist Serhou Guirassy für den VfB: die Lebensversicherung
„Es tut uns gut, vorne einen Zielspieler zu haben, der Bälle festmachen und andere Spieler mitnehmen kann“, freut sich Trainer Hoeneß über seinen Stürmer. „Er hat eine körperliche Präsenz, aber auch eine fußballerische Komponente, die es in der Kombination nicht oft gibt.“ Ohne Frage: Mit dem 1,87 Meter großen Angreifer sind die Chancen des VfB aufs Finale gleich um ein Vielfaches gestiegen.
Ob Guirassy, in Arles geboren und bis zum Alter von 18 Jahren bei kleinen Klubs wie JL Amily oder Stade Lavallois unter Vertrag, über die Saison hinaus beim VfB bleibt, ist offen. Der Mann ist von Stade Rennes ausgeliehen, neun bis zwölf Millionen Euro dürfte die Ablösesumme betragen, 15 Millionen hatte Rennes vor drei Jahren an Lille OSC überwiesen.
Große Spuren hat der ballsichere Stürmer bislang bei seinen bisherigen Klubs nicht hinterlassen. Er war eher als Wandervogel unterwegs, Lille OSC, Amiens SC, AJ Auxerre, dann spielte er von 2016 bis 2019 für den 1. FC Köln (45 Spiele, neun Tore), zeitweise auch im Reserveteam, dann schlug Stade Rennes zu.
Seinen Marktwert dürfte der französische Jugendnationalstürmer freilich erhöhen, wenn er heute Abend den VfB ins Berliner Finale schießt. Zuzutrauen ist ihm das allemal.