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Der Heimatfaktor

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Von: Frank Hellmann

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Passt gut nach Leipzig: Marco Rose.
Passt gut nach Leipzig: Marco Rose. © dpa

Der Trainer Marco Rose scheint in Leipzig besser als in Dortmund zu funktionieren.

Etwas mehr als 20 Minuten hat am Freitag die Pressekonferenz gedauert, in der Marco Rose nicht allein über das Verfolgerduell gegen Eintracht Frankfurt in der mit mehr als 47 000 Fans erneut ausverkauften Leipziger Arena gesprochen hat. Es ging neben der Bedeutung dieser Partie („morgen wird nicht die Endplatzierung entschieden“) auch um die enge Bande, die Rose zum Kollegen Oliver Glasner aufgebaut hat. Beide waren Trainer beim Red-Bull-Klub in Salzburg, aber beide verbindet längst mehr. „Es macht Spaß, mit ihm über Fußball zu sprechen“, verriet Rose, „aber auch privat verstehen wir uns super.“ Und ein sehr guter Trainer sei der Kollege sowieso.

Doch auch Rose hat seit Amtsantritt in der Messestadt im September vergangenen Jahres sein Profil wieder geschärft, weil der 46-Jährige die unter Domenico Tedesco verschütteten Tugenden sofort wiederbelebt hat. Der Lohn: Roses Rasenballer liegen in Lauerstellung in der Liga, im Pokal gibt’s das Viertelfinale gegen Roses Ex-Klub Borussia Dortmund (5. April) und vorher noch das Achtelfinalrückspiel in der Champions League bei Manchester City (14. März). Das 1:1-Remis im Hinspiel war auch ein Achtungserfolg für den Coach, der mit einer klaren Ansage und einfachen Umstellung entscheidend eingriff. Die Leipziger Lernkurve zeigte in einem Spiel so steil nach oben, dass der deutsche Pokalsieger vom Coup gegen die Citizens träumt.

Rose kommt seit Wochen deutlich gelassener rüber als in seiner Zeit in Dortmund, wo er mitunter wie ein Getriebener wirkte. Dass es auf seiner dritten Bundesliga-Station vielleicht am besten passt, verwundert beim Blick auf seine Vita wenig. Leipzig ist eben Roses Heimat. „Ich bin hier geboren, zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung hier gemacht, Fußball gespielt und war hier bei der Armee.“

Als Jugendlicher hat er in DDR-Zeiten noch Vereine wie Rotation 1950 Leipzig und 1. FC Lokomotive Leipzig erlebt, nach der Wende wurde er Profi beim VfB Leipzig. Den Lockrufen aus dem Westen erlag Rose erst 2000, als er zu Hannover 96 ging, mit denen er zwei Jahre später unter Ralf Rangnick – dem späteren RB-Lehrmeister – in die Bundesliga aufstieg. Er wechselte aber zum Zweitligisten FSV Mainz 05 und sollte am Bruchweg eine prägende Zeit erleben.

Geprägt von Klopp und Co.

Als Linksverteidiger war er unter Jürgen Klopp fast immer gesetzt. Gemeinsam feierten beide 2004 den ersehnten Bundesligaaufstieg. 150 Erst- und Zweitligaspiele machte Rose für die Nullfünfer, ehe er 2010 aufhörte, aber noch ein Jahr für die zweite Mannschaft weiterspielte und zeitgleich als Assistenztrainer anfing. Danach trainierte er seinen ehemaligen Jugendverein Lok Leipzig in der Regionalliga Nordost. Heute muss er sich selbst noch kneifen, dass sich der Kreis auf der allerhöchsten Ebene wieder geschlossen hat. „Ich bin jetzt in meiner Heimat und spiele Champions League: Ich weiß nicht, ob ich das so hätte glauben wollen.“

Wenn Rose auf seine Lehrmeister angesprochen wird, fällt neben den Koryphäen Rangnick („das erste Mal raumorientiertes Verteidigen gelernt“) und Klopp („tolle Jahre gehabt, auch menschlich“) immer auch der Name Achim Steffens, der ihn einst aus der Jugend bei Lok Leipzig zu den Profis holte. Beide schreiben sich heute noch regelmäßig.

Rose weiß aufgrund seines Werdegangs genau, wie schwer es das Red-Bull-Konstrukt bei den einstigen DDR-Traditionsvereinen bis heute hat. Auch deshalb sieht er seinen Auftrag nicht nur darin, aus seinem Kader mit einer Menge Qualität („guter Mix aus erfahrenen und jungen Spielern“) das Optimum abzurufen, sondern auch noch mehr Menschen in der Region abzuholen: „Es liegt an uns, noch mehr Nachhaltigkeit und Identität zu schaffen und die Leute mit gutem Fußball zu begeistern.“

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