1. Startseite
  2. Eintracht

Lindström ist zurück – Eintracht-Coach Glasner wütet im Training

Erstellt:

Von: Ingo Durstewitz

Kommentare

Mischt wieder voll mit: Jesper Lindström (links) nach knapp zweimonatiger Zwangspause.
Mischt wieder voll mit: Jesper Lindström (links) nach knapp zweimonatiger Zwangspause. © Jan Huebner

Eintracht-Coach Oliver Glasner wütet im Training, Manager Markus Krösche macht Druck und Angreifer Jesper Lindström ist zurück.

Und dann ebbte das Stimmengewirr rund um den Trainingsplatz der Frankfurter Eintracht ab. Plötzlich und abrupt. Die munteren Kiebitze hielten inne und schauten verblüfft rüber auf die andere Seite des Feldes, wo auf einmal Rumpelstilzchen sein Unwesen zu treiben schien. Vielleicht aber war es auch Oliver Glasner, der Cheftrainer, der die Nase voll hatte von Rückpässen und Quergeschiebe seiner Fußballer.

Eintracht Frankfurt: Glasner wird im Training laut

Wütend trat er einen im Weg liegenden Ball weg und traf mit voller Wucht den verdutzten Daichi Kamada, aus Versehen aber nur, der Japaner hatte gar nichts mit der Situation zu tun. „Wenn wir die Bälle gewinnen, spielen wir nach vorne, nach vorne, nach vorne“, bellte der 48-Jährige über den Platz. „Und nicht nach hinten.“ Zur Verdeutlichung seiner Worte kickte er noch mal zwei Bälle weg, wiederholte das Ganze in Englisch, und dann war der Ausbruch vorüber. Es ging weiter. Zurückzuspielen hat sich danach keiner mehr getraut.

Wer will, könnte nun wahlweise interpretieren, dass entweder die Nerven blank liegen, der unter Druck stehende Trainer auf seine Spieler losgeht oder aber einfach, dass die Zügel angezogen werden, um den beängstigenden Abwärtstrend irgendwie stoppen zu können.

Eintracht Frankfurt: Krösche mit klaren Ansagen zum Saisonende

Richtig ist, dass es beim sonst so überlegten Glasner nicht ungewöhnlich ist, dass er mal aus der Haut fährt, wenn sich etwas wiederholt, was sich besser nicht wiederholen sollte. Da kann er zum HB-Männchen werden. Und richtig ist sicher auch, dass Feuer unterm Dach ist bei der Eintracht. Die Intensität im Training war hoch. Und: Der Ton hat sich verschärft und der Fokus verschoben. Nach der öffentlichen Einheit am Mittwoch trat, wie sonst üblich, kein Spieler vor die Reporter, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Die Profis sind angehalten, sich auf ihren Job zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Die Parolen gibt ihr Boss aus.

Sportvorstand Markus Krösche ließ sich am Mittwoch ganz bewusst mit sehr klaren Botschaften auf vereinseigenen Kanälen zitieren. „Wir formulieren eine klare Erwartungshaltung: Wir müssen alle einen Schritt mehr gehen, in jeder Situation.“ Und weiter: „Wir können noch Großes erreichen und müssen zeigen, dass wir das unbedingt wollen.“ Das war auch dem Sportchef offenbar zu wenig von allem zuletzt.

Kostic ging bei Eintracht Frankfurt als König

Er führt das einzig richtig überzeugende Spiel in diesem Jahr als Beispiel an, das Pokal-Viertelfinale gegen Union Berlin. „Gefühlt sind wir da diesen Schritt mehr gegangen, haben diesen einen Zweikampf mehr gemacht. Das erwarten wir jetzt auch in den restlichen Spielen.“ In seine Forderung bezog er Coach Glasner explizit mit ein. „Unsere Erwartungshaltung ist, dass sich die Mannschaft und das Trainerteam auf die Chancen konzentrieren, nicht auf vermeintliche Probleme. Es muss klar sein, dass wir ab jetzt den Fokus nicht auf persönliche Themen legen, sondern ausschließlich auf den Erfolg von Eintracht Frankfurt.“ Hätte man ja schon vorher mal machen können. Alle im Eintracht-Zirkel übrigens.

Krösche appelliert an die wechselwilligen Spieler, ihre Zukunftsplanung hintanzustellen und nennt Filip Kostic als leuchtendes Beispiel. „Er hat die entscheidenden Spiele geprägt, er ist ein Vorbild für einen gelungenen Abgang.“ Diese Wahl hätten alle: „Die Spieler entscheiden, ob sie den Klub durch das große Tor oder den Hinterausgang verlassen.“ Kostic ging als König.

Lindström bei der Eintracht wieder im Mannschaftstraining

Und Jesper Lindström? Der 23-Jährige ist umworben, die Zukunft ungewiss. Aber im Endspurt baut die Eintracht auf den Angreifer, der erstmals seit seiner schweren Knöchelverletzung wieder mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz stand. Und wer den Dänen so beobachtete, der hatte nicht das Gefühl, dass er jemals weg gewesen wäre oder ihn noch etwas behindern würde.

Natürlich reicht das noch nicht aus, um nach fast zweimonatiger Pause aus dem Stand heraus wieder in die erste Elf geworfen zu werden, aber es wäre keine große Überraschung, wenn der Nationalspieler schon im Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg zumindest mal ein wenig reinschnuppern würde, um sich wieder an das Tempo und die Abläufe zu gewöhnen, sich ein bisschen Wettkampfhärte zurückzuholen.

Lindström für Halbfinale im DFB-Pokal möglicherweise ein Thema

Das große Ziel ist der Mittwoch, das Pokalhalbfinale in Stuttgart. Da soll der dürre Sprinter (Topspeed 35 km/h) voll da sein, das einförmige Spiel wieder unberechenbarer machen. „Wir hoffen sehr, dass er vor allem in Stuttgart wieder ein Faktor sein kann“, sagt Krösche.

Mit der Punktlandung hat es schon einmal geklappt, vor dem Finale in Sevilla gewann der zuvor verletzte Lindström den Wettlauf gegen die Zeit – und stand gegen die Rangers auf dem Feld. Der Ausgang ist bekannt.

Auch interessant

Kommentare