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Die Eintracht sucht ihre alte Balance - Die Kritik an Glasner nimmt zu

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Von: Thomas Kilchenstein

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Eintracht-Trainer Oliver Glasner muss sich Kritik gefallen lassen.
Eintracht-Trainer Oliver Glasner muss sich Kritik gefallen lassen. © David Inderlied/Imago

Eintracht Frankfurt nimmt in der Liga mal wieder Anlauf, endlich einen Heimsieg zu schaffen. Der letzte Dreier gelang der SGE im Februar.

Mal wieder nimmt die außer Rand und Band geratene Frankfurter Eintracht einen Anlauf, ein Heimspiel zu gewinnen. Das ist ganz offensichtlich kein leichtes Unterfangen, der letzte Sieg in der Bundesliga ist gut zehn Wochen her, es war lausig kalt noch, 18. Februar, 2:0 gegen den SV Werder Bremen, ziemlich erwachsen erspielt. Es wird eigentlich Zeit für eine Wiederholung. Einerseits.

Eintracht Frankfurt: Letzter Sieg im Februar

Andererseits: Eintracht Frankfurt ist in diesem Jahr 2023 in Liga und DFB-Pokal im Stadtwald noch ungeschlagen, lediglich im Achtelfinale in der Champions League gab es eine 0:2-Niederlage gegen eine deutlich bessere Mannschaft des SSC Neapel. Ansonsten: In sieben Begegnungen nicht verloren, darunter zwei Spiele im Pokal gewonnen, gegen Darmstadt 98 (4:2) und Union Berlin (2:0), beides Basis dafür, dass diese Saison mit einer Prise Fortune womöglich nicht ganz in tiefer Depression enden wird.

Die dunkle Seite dieser Statistik: Die Ligaspiele wurden - mit Ausnahme eben von Bremen und Hertha (3:0) - auch nicht gewonnen. Und gerade die jüngsten drei Unentschieden gegen den VfB Stuttgart, VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach (jeweils 1:1), nicht gerade die Crème de la Crème der Branche, haben doch arg aufs Gemüt gedrückt. Da wurden die Siege jeweils leichtfertig verschenkt. Man rechne nur mal die verlorenen sechs Zähler aufs aktuelle Konto - voilà: Eintracht Frankfurt stünde mit 48 Zählern auf Tabellenplatz sechs, und man würde vielleicht ein bisschen mäkeln, dass auswärts wenig zusammenläuft, aber Leipzig, Wolfsburg, Union Berlin, Leverkusen oder Borussia Dortmund schießt man ja auch nicht so mir nichts, dir nichts aus deren Stadien.

Die Eintracht sucht ihre alte Balance: Glasner-Kritik nimmt zu

Es ist genau dieses unschöne Gefühl, bei weitem nicht das abgerufen zu haben, was möglich gewesen wäre, das in Frankfurt aktuell für Missstimmung sorgt und etwa Sportvorstand Markus Krösche verbal die Daumenschrauben für alle, Spieler wie Trainer, anziehen lässt. Es wäre so viel mehr drin gewesen als der momentane Platz im fußballerischen Niemandsland. Aber irgendwie ist der ganze Klub außer Balance geraten, nicht so dramatisch, wie in 2011 und der Rückrunde der Schande, aber doch so, dass alle hochfliegenden Ziele in Richtung internationaler Startplatz sehr ernsthaft in Gefahr geraten sind.

Das beginnt ganz oben in der Führungsetage mit dem noch immer nicht ausgeräumten Zwist zwischen Aufsichtsrat Philip Holzer und Vorstandssprecher Axel Hellmann, setzt sich fort mit dessen Flirt mit einem Chefposten bei der DFL, führt über Formschwächen von Leistungsträgern (Daichi Kamada, Mario Götze), diverse Verletzungen (Jesper Lindström, Eric Dina Ebimbe, aktuell die halbe Abwehr) und endet sicherlich nicht bei der Tatsache, dass Trainer Oliver Glasner in dieser kritischen Phase kein Mittel gegen den Absturz gefunden hat.

Kritik an SGE-Trainer Glasner wächst

Der Vorwurf: Glasner hält zu lange an einer Formation fest, selbst wenn das erkennbar nicht funktioniert (etwa bei Kamada, Rafael Borré), er hat kaum einen Spieler aus dem zweiten Glied besser gemacht (etwa Faride Alidou, Lucas Alario). Natürlich ist es wichtig, Vertrauen in seine Spieler zu setzen und sie nicht nach dem ersten oder zweiten schwächeren Spiel aus der Mannschaft zu nehmen, aber wenn halt auf Sicht keine Fortschritte zu sehen sind, sollte man da nicht handeln?

Seit acht Spielen hat Eintracht Frankfurt nicht mehr gewonnen, seit acht Spielen, so hat man den Eindruck, verlaufen die Spiele nach dem immergleichen Muster ab: Gegen die guten Teams verlieren die Hessen, schaffen es nicht, wenigstens die erste halbe Stunde ohne Gegentor zu überstehen. Gegen die schwächeren geraten sie mit dem ersten Angriff in Rückstand und packen kurz vor Schluss wenigstens noch den Ausgleich. Zurück bleibt stets tiefer Frust und, logisch, immer weniger Selbstvertrauen.

Hoffnung dank Lindström

Nun also an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) der FC Augsburg, kein Gegner, gegen den die Eintracht gerne spielt, nicklig, robust, körperbetont und mit langen Bällen agieren die bayerischen Schwaben auch manchmal. Zuletzt immerhin ist die Bilanz aufgehellt worden, das Hinspiel konnten die Frankfurter 2:1 gewinnen - trotz eines Rückstandes bereits nach einer guten Minute.

Sebastian Rode und der eingewechselte Ansgar Knauff - mit seinem bislang einzigen Saisontor - drehten die Partie noch. Aber das war im letzten November, und da befanden sich die Hessen gerade in ihrer allerbesten Phase. Was ein wenig Hoffnung macht: Jesper Lindström, der dürre Däne mit dem erheblichen Schnelligkeitsvorteil, kehrt nach zweimonatiger Knöchelverletzung (Bänderriss) in den Kader zurück und dürfte, bei der Generalprobe für das Pokal-Halbfinale nächsten Mittwoch in Stuttgart, sicherlich ein paar Minuten bekommen. Im besten Fall zum Schaulaufen und nicht, um wenigstens ein weiteres Unentschieden im Stadtwald zu erreichen.

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