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Eintracht Frankfurt: Was wird aus Oliver Glasner?

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Von: Ingo Durstewitz

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Angefressen wie noch nie in Frankfurt: Oliver Glasner. Foto: dpa
Angefressen wie noch nie in Frankfurt: Oliver Glasner. Foto: dpa © dpa

Der Eintracht-Trainer redet sich in Rage und kritisiert indirekt auch Sportboss Markus Krösche. Bricht die Liaison auseinander? Ein Kommentar.

Frankfurt - Vor dem letztlich dann doch ganz schön tiefen Frusterlebnis bei den Eisernen aus Berlin schüttete Eintracht-Trainer Oliver Glasner ein ganzes Füllhorn Lob über seinen Vorgesetzten Markus Krösche aus. Die Zusammenarbeit sei hervorragend, in 80, 90 Prozent seien die Meinungen „völlig deckungsgleich“, der Austausch stets auf einem „super Niveau“. Wenn er denn die vorgelegte Vertragsofferte annehmen werde, „dann ist Markus ein Grund dafür.“ Nun ja.

Eintracht Frankfurt verliert bei Union Berlin

Nach der 0:2 verlorenen Partie, die die Eintracht in ihre erste Krise des Jahres führte, hörte sich das nicht mehr ganz so freundlich an. Nicht, dass der 48-Jährige ein schlechtes Wort über den Manager verloren hätte, das nicht, er brachte seine Kritik eher subtil an den Mann und die Öffentlichkeit. Große Interpretationskünste muss freilich niemand aufbieten, um zu erahnen, wen und was der 48 Jahre alte Trainer meinte, als er seiner Abwehr die grundsätzliche Qualität für die gehobene Bundesligaspitze absprach und sich kurzerhand ein Redeverbot auferlegte, weil das von ihm Gesagte sonst „gegen mich verwendet werden kann und wird“ und es „kritisch“ für ihn werden könnte. Adressat des Unausgesprochenen: Sportchef Krösche. Daran hegen nicht mal die Führungsgremien der Eintracht selbst Zweifel. Und viele fragen sich seit Sonntagabend: Wie lange soll das noch gutgehen mit Oliver Glasner und Eintracht Frankfurt?

Der 48-Jährige ist spürbar von (einzelnen) Spielern abgerückt und auch von Manager Krösche, der die Mannschaft ja zusammengestellt hat. Krösche betont, dass der Chefcoach in alle Transfers eingebunden ist und gewiss kein Spieler gegen seinen Willen geholt wird, aber letztlich der Verein die Entscheidungshoheit habe. Was richtig ist und auch so sein muss.

Über die Qualität des Aufgebots gibt es seit Saisonbeginn unterschiedliche Auffassungen, schon am zweiten Spieltag kam es in Berlin zu einem Zwist zwischen den Verantwortlichen. Während der Coach mit der Personalzusammenstellung nur bedingt zufrieden ist, erwartet der Sportboss eine Weiterentwicklung der einzelnen Spieler, die er für gut hält. Beide haben, aus ihrer Sicht, recht: Der Kader wirkt an einigen Stellen nicht richtig austariert, einige Vakanzen wurden nicht gefüllt: Martin Hinteregger als Abwehrchef oder Filip Kostic als Dampfmacher sind nicht adäquat ersetzt worden.

Eintracht Frankfurt in der Krise

Andererseits ist dem Team einige Qualität zugeführt worden, Mario Götze und Randal Kolo Muani heben das Angriffsspiel auf ein anderes Niveau. Und: Der Trainer hat es nicht geschafft, in diesem Jahr den Abwärtstrend zu stoppen sowie mehr als 14, 15 Spieler auf höchstes Niveau zu trimmen, so dass eine gesunde Rotation möglich ist, die es bei diesen Anforderungen bedarf. Weshalb? Wegen fehlender Qualität? Oder fehlender Weiterentwicklung? Schwer zu sagen.

Überraschend wäre es bei der Gemengelage jedenfalls nicht mehr, wenn Oliver Glasner seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht nur nicht verlängern, sondern schon im Sommer seine Zelte in Frankfurt abbrechen würde. Seit dem Coup in der Europa League ist der Trainer begehrt, und zwischen den Zeilen ist sehr wohl herauszulesen, dass er einen größeren Umbruch mit dem Abgang einiger Säulen erwartet. Dann würde er sich nicht mehr als den richtigen Mann sehen, um wieder neu aufzubauen. Daher spielte er zuletzt auch ein bisschen auf Zeit.

Das Verhältnis zwischen Trainer und Sportboss ist nicht unbelastet. Ein Punkt dabei: Glasner fand es nicht so cool, dass Krösche im Winter als Ziel ausgab, Platz vier, also den Champions-League-Rang, zu verteidigen. Daher nun sein Vermerk, er habe nie von Champions League gesprochen. Diesen Druck zumindest muss er sich jetzt nicht mehr machen: Der Rückstand auf den letzten Startplatz beträgt schon sechs Punkte. (Ingo Durstewitz)

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