Alles in Buta

Nach der ersten Niederlage des Jahres fährt die Eintracht im Training die Intensität hoch - ihrem Rechtsverteidiger kommt das gelegen
Hrvoje Smolcic mit einem kräftigen Tritt auf das zarte Füßchen von Jesper Lindström, Sebastian Rode mit einer Grasnarben-Grätsche gegen Djibril Sow, Randal Kolo Muani mit kernigem Stolleneinsatz gegen Smolcic - ja, am Mittwochvormittag war ordentlich was los auf dem von rund 300 Kiebitzen gesäumten Vorplatz im Frankfurter Stadtwald. Die Fußballer der Eintracht, zuletzt niedergerackert von garstigen Kölnern (0:3), schonten sich nicht im Trainingsspielchen über nahezu das komplette Feld. Es qualmten nicht nur die verschwitzten Körper, sondern manch einem auch die Socken.
Und hätte Oliver Glasner, der seine Spieler stets in einem Kauderwelsch von Deutsch, Englisch und Spanisch antreibende Trainer, das nicht alles gerne gesehen, vor allem die enorme Zweikampfdichte, es wäre wohl sogar noch ein Tor gefallen. Die finale Aktion nämlich führte Evan Ndicka, den Verteidiger, ganz nach vorne, ein klares Foul an ihm im Sechzehner folgte, doch Elfer gab’s trotzdem nicht - nur einen Pfiff, den Abpfiff. Keine Tore also nach knapp 45 Minuten, stattdessen eine hohe Intensität und ein zufrieden dreinblickender Oliver Glasner.
Jüngst beim Spiel im Rheinland, aber auch zuvor in manch Partie gegen Schalke 04 oder Hertha BSC, hatten der Trainer und auch der Manager Markus Krösche durchaus eine gewisse Sorglosigkeit bei den Profis ausgemacht. Vor der nun anstehenden Englische Woche mit dem Auftakt am Samstagabend in der Bundesliga gegen Bremen, dem Höhepunktmatch kommenden Dienstag im Achtelfinale der Champions League gegen Neapel und dem darauffolgenden Ligaauftritt in Leipzig sollen daher die Sinne geschärft werden. Gerade das Brot- und Buttergeschäft, die Bundesliga, verzeiht mit Blick auf die enge Tabellenkonstellation an der Spitze im Grunde keinen weiteren Ausrutscher gegen einen Mittelklasseklub wie jenen aus Bremen. Das offensichtliche Ziel gegen Werder: Sich mit einem Sieg frisches Selbstvertrauen zu holen für das Duell gegen einen der härtesten Brocken in Europa, die Società Sportiva Calcio Napoli.
Jakic wieder als Libero?
Der eine oder andere personelle Wechsel in der Eintracht-Startelf ist dabei wahrscheinlich. So wird Kristijan Jakic, wenn die Trainingseindrücke nicht täuschen, eine Chance erhalten. Der kroatische WM-Fahrer, der in diesem Jahr erst sechs Minuten mittun durfte, verteidigte am Mittwoch jedenfalls als Libero in der Dreierabwehrkette neben den bewährten Kräften Ndicka und Tuta. Auch Rafael Borré oder Ansgar Knauff gelten als mögliche Starter gegen Werder. Bloß: Kampflos geben die internen Konkurrenten ihre Plätze nicht her - siehe Trainingsspiel.
Jesper Lindström zum Beispiel, der gegen Köln seine guten Ansätze nicht in Zählbares verwandeln konnte, vollführte diesmal auffällig viele gelungene Dribblings. Oder Aurelio Buta, auch er machte über rechts mächtig Dampf. Gerade für den Portugiesen läuft es nach einem Horrorhalbjahr derzeit ohnehin prächtig. Die mies verlaufene Knie-OP, nach der das Gelenk reagierte und sich Keime bildeten, ist Vergangenheit. Spätestens seit dem Jahreswechsel blickt der vor der Runde ablösefrei von Royal Antwerpen verpflichtet Außenverteidiger nur nach vorne. Mit Erfolg: ein Tor gegen Schalke, eines gegen die Hertha, dazu ein Assist im DFB-Pokal gegen Darmstadt. Da ist einer im Flow.
Der gerade 26 Jahre alt gewordene Iberer ist mit viel Verve in die Lücke des verletzten Eric Dina Ebimbe gestoßen und hat Ansgar Knauff auf die Bank verdrängt. Einzig zuletzt in Köln schwächelte auch Buta. Sei’s drum, sagt er. „Eine harte Niederlage“ sei das zwar schon gewesen, aber eine, die das Team nicht umwerfe. „Wir sind bereit.“
Wie schnell Aurelio Buta bereit war für die Frankfurter Stammformation nach einer derart langen Leidenszeit, überraschte ihn sogar selbst ein Stück weit. Einerseits. Andererseits habe er genau dafür auch monatelang hart geschuftet. „Ich habe jeden Tag in der Reha mein Bestes gegeben.“
Die anstehende Doppelbelastung mit Spielen im Drei-, Vier-Tagesrhythmus hält er für unproblematisch. Klar, vorsichtig müsse er schon ein bisschen sein, die Auswirkungen der Belastungen auf sein Knie genau beobachten. Auch sei er noch nicht auf seinem absoluten Toplevel, schließlich fehle ihm noch etwas die Matchpraxis, aber, so Aurelio Buta: „Ich bin fit und fühle mich sehr gut.
Oder anders formuliert: alles in Buta.