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Fabrik für Panther-Kampfpanzer: Rheinmetall will Waffenproduktion in die Ukraine verlagern

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Von: Katja Saake

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Der Rüstungskonzern könnte schon bald Panther-Kampfpanzer in der Ukraine produzieren. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss. 

Düsseldorf - Das Vorhaben des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, in der Ukraine eine Fabrik für Kampfpanzer vom Typ Panther zu bauen, scheint jetzt konkrete Formen anzunehmen - in den nächsten Wochen wolle das Unternehmen Kooperationen und Gemeinschaftsunternehmen mit ukrainischen Firmen abschließen, verkündete der Vorstandschef von Rheinmetall Armin Papperger bei der virtuellen Hauptversammlung des Rüstungsunternehmens am Dienstag (9. Mai). Die Produktion des Schützenpanzers Lynx in Ungarn könne dafür als Vorbild dienen.

Rheinmetall plant neue Panzerfabrik in der Ukraine

Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall könnte bald in der Ukraine Panzer, Munition und Flugabwehr herstellen - im Moment verhandele der Konzern mit ukrainischen Firmen über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, gab der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall bei der virtuellen Hauptversammlung bekannt. Der ukrainische Staat würde in neue Fabriken investieren, in denen Rheinmetall unter anderem seinen neuen Kampfpanzer vom Typ Panther herstellen könne. Das Rüstungsunternehmen bewirbt diesen als „modernsten Kampfpanzer“.

Der neue „KF51-Panther“-Panzer von Rheinmetall soll ein „Gamechanger für die Gefechtsfelder der Zukunft“ sein.
Der neue „KF51-Panther“-Panzer von Rheinmetall soll ein „Gamechanger für die Gefechtsfelder der Zukunft“ sein. © Screenshot/Twitter/@RheinmetallAG

Pro Jahr könnten nach Plänen von Rheinmetall bis zu 400 Panzer dieses Typs produziert werden. Die Gespräche mit Kiew zu dem Panzervorhaben seien vielversprechend, so Papperger. Mit der Produktion von Panzern, Flugabwehr und Munition solle die Ukraine unterstützt werden: „Damit befähigen wir mittelfristig und langfristig die Ukraine, sich selbst verteidigen zu können“, sagte der Vorstandschef. Rheinmetall geht offenbar von einer noch lange andauernden Krisensituation im Ukraine-Konflikt aus - in den nächsten zehn Jahren werde die Nachfrage nach Panzern von der Ukraine sehr hoch sein, schätzt Papperger.

Waffenproduktion von Rheinmetall in Ungarn als Vorbild

Als wirtschaftliches Vorbild könnten die Fabriken von Rheinmetall in Ungarn dienen. Das Rüstungsunternehmen baut dort in Kooperation mit dem ungarischen Staat drei neue Werke zur Produktion des Schützenpanzers Lynx und von Munition: „So könnte nach vergleichbarem Muster künftig unser neu entwickelter Kampfpanzer Panther in einem ukrainischen Werk vom Band rollen“, sagte Papperger. An der Rüstungsproduktion in Ungarn gibt es allerdings Kritik - die dortige Rüstungsindustrie werde deutlich ausgebaut und Exporte in andere Länder ermöglicht, obwohl die Regierung Orban seit Jahren Demokratie und Rechtsstaat demontiere, kritisierte zum Beispiel die Friedensaktivistin Ruth Rode vom Rüstungsinformationsbüro (RIB).

Ungarn hat bereits 218 Schützenpanzer Lynx bestellt, die in den neuen Rheinmetall-Werken produziert werden sollen. Es ist noch unklar, ob auch die Ukraine von der Rüstungsproduktion in Ungarn profitieren könnte. „Ungarn hat zu Beginn des Kriegs beschlossen, keine Waffen in die Ukraine zu liefern. Das ist noch immer die offizielle Haltung der ungarischen Regierung. Auch wenn es in Ungarn lockerere Exportregeln gibt als etwa in Deutschland“, sagte Andreas Bock, Ungarn-Analyst bei der Denkfabrik „European Council on Foreign Relations“ im ntv-Podcast „Wieder was gelernt“.

Ungarn liefert keine Waffen an die Ukraine, um nicht in den Krieg hineingezogen zu werden, so die Haltung der Regierung Viktor Orbans. Ungarn-Experte Andreas Bock hält es allerdings für möglich, dass Munition aus den Rheinmetall-Werken in Ungarn in Zukunft in die Ukraine exportiert werden könnte.

Deutscher Rüstungskonzern Rheinmetall: Gewinne und Kritik

Rheinmetall befindet sich auf starkem Wachstumskurs. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich der Aktienwert des Unternehmens fast verdreifacht. Dies liegt auch am weltweit gestiegenen Bedarf an Rüstungsgütern vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. „Sie können davon ausgehen, dass 2023 das beste Jahr der Firmengeschichte ist im Bereich der Auftragseingänge“, sagte Papperger auf der Hauptversammlung an die Aktionäre gewandt. Erst Ende März war Rheinmetall in den DAX aufgerückt.

Es gibt allerdings auch Kritik am Rüstungskonzern: Anlässlich der Hauptversammlung von Rheinmetall ist es zu einer Protestaktion der „Deutschen Friedensgesellschaft“ (DFG) unter dem Motto „Rheinmetall entrüsten“ gekommen. Die Demonstranten forderten, Rheinmetall solle auf zivile Produkte umstellen und die Waffenexporte in Krisen- und Kriegsgebiete einstellen. Außerdem solle die Bundesregierung ein striktes Rüstungsexportkontrollgesetz verabschieden, das Schlupflöcher über Tochterfirmen im Ausland schließe. (kasa/dpa)

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