Affenpocken: Spanien meldet erste Todesfälle in Europa – „Zwei junge Männer“

Spanien meldet binnen weniger Stunden zwei Todesfälle im Zusammenhang mit dem Affenpocken-Virus. Das Robert-Koch-Institut (RKI) registriert die Fallzahlen für Deutschland.
Madrid – Affenpocken (Monkeypox virus, kurz MPXV) breiten sich in der ganzen Welt und Europa immer weiter aus. Spanien meldet die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Virusinfektion. Ein weiterer möglicher Todesfall wurde aus Brasilien bekannt.
Affenpocken-Virus: Spanien meldet zwei Todesfälle nach Infektion
Die zwei Verstorben waren „zwei junge Männer“. Das gab das Gesundheitsministerium in Madrid am Samstag nach dem Tod eines weiteren Patienten bekannt. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden. Erst am Freitag hatten die Behörden über den ersten Verstorbenen berichtet. Eine Analyse der genauen Todesursache solle jedoch noch durchgeführt werden.
Laut Berichten der spanischen Regionalzeitung Levante soll es sich in der Region Valencia um einen „etwa 40 Jahre alten Mann“ handeln, der auf einer Intensivstation der Stadt Alicante lag. Bei dem zweiten Todesopfer handele es sich um einen 31-Jährigen, gab das regionale Gesundheitsministerium in Andalusien bekannt. Dieser war demnach mit einer durch die Infektion verursachten Meningoenzephalitis – dabei sind außer dem Gehirn auch die Hirnhäute betroffen – auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba eingeliefert worden.
Nach den jüngsten Zahlen des spanischen Zentrums für Gesundheitsnotfälle sind in Spanien momentan 3750 Menschen an Affenpocken erkrankt, 120 davon würden im Krankenhaus behandelt. Bisher sind im Land 4298 Affenpocken-Fälle gemeldet worden.
Auch Brasilien meldete am Freitag einen ersten möglichen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken. Es habe sich um einen Patienten mit weiteren Erkrankungen gehandelt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit.
Affenpocken-Fälle in Europa: RKI meldet 2.595 Affenpocken-Fälle in Deutschland (Stand: 29. Juli 2022)
Land | Affenpocken-Fälle | Todesfälle in Zusammenhang mit einer Infektion |
Spanien | 4.298 Affenpocken-Fälle | 2 |
Deutschland | 2.595 Affenpocken-Fälle aus allen 16 Bundesländern (Stand: 29. Juli) | keine |
Großbritannien | 2.469 bestätigte Affenpocken-Fälle und 77 Verdachtsfälle (Stand: 28. Juli) | keine |
In Deutschland sind seit Mai 2595 Affenpocken-Fälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt worden – und zwar aus allen 16 Bundesländern. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“, heißt es auf der RKI-Webseite zu den Fallzahlen in Deutschland. Bislang seien nur fünf weibliche Fälle in Deutschland übermittelt worden, bei Kindern seien bislang keine Fälle bekannt geworden. Eine Infektion mit dem in Europa kursierenden Affenpockenvirus verläuft in der Regel recht mild.
Affenpocken (Monkeypox virus, kurz MPXV): Was ist über den Ausbruch bekannt?
- 23. Juli 2022: Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt Affenpocken-Ausbruch zur „Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC).
- Mai 2022 - erste Fälle von Affenpocken werden in Europa und auch in Deutschland (20. Mai 2022) gemeldet.
- 1970 sind die ersten Fälle von Affenpocken bei Menschen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) nachgewiesen worden. Seit dem werden in einer Reihe von zentral- und westafrikanischen Ländern Infektionen gemeldet. Die Krankheit ist sowohl von Tier zu Mensch, als auch von Mensch zu Mensch übertragbar.
- 1958 wurden Affenpocken erstmals bei Affen, die zu Forschungszwecken im Labor gehalten wurden, entdeckt.
WHO: „Höchste Alarmstufe“ bei Affenpocken
Weltweit sind laut dem Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, rund 70 Prozent der seit Mai gemeldeten 18.000 Ansteckungen mit Affenpocken in Europa festgestellt worden, rund 25 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent. Die internationale Verbreitung der Infektionskrankheit ist ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.
Affenpocken-Virus: Die Symptome einer Infektion und Übertragungsweg
Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Übertragen wird die Krankheit durch engen Körper- und Hautkontakt. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger Wochen von der Infektion.
Erste Affenpocken-Todesfälle in Europa – US-Staat New York ruft den Notstand aus
Im US-Bundesstaat New York wurde wegen des Ausbruchs der Notstand ausgerufen. „Diese Maßnahme erlaubt es uns, schneller auf den Ausbruch zu reagieren und zusätzliche Schritte zu unternehmen, um mehr New Yorker zu impfen“, sagte Gouverneurin Kathy Hochul laut einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung. Man müsse zur Eindämmung des Virus „jedes Werkzeug nutzen“ und besonders Risikogruppen so gut wie möglich schützen.
Gibt es Impfungen gegen Affenpocken in Deutschland?
Affenpocken in Deutschland: Gibt es bereits eine Impfung oder Medikamente? Bislang hat die Bundesregierung dem Gesundheitsministerium zufolge 240.000 Impfstoffdosen bestellt, von denen zunächst 40.000 ausgeliefert worden sind. 200.000 sollen bis Ende September folgen. Um die Affenpocken-Infektionen in Deutschland in den Griff zu bekommen, sind der Deutschen Aidshilfe (DAH) zufolge viel mehr Impfdosen nötig, als bislang von der Bundesregierung bestellt wurden.
„Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten. Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die Impfung verweigert wird“, sagte Axel Jeremias Schmidt, Epidemiologe und DAH-Referent für Medizin und Gesundheitspolitik, laut einer Mitteilung vom Freitag. Der Bund müsse so schnell wie möglich bestellen, kurzfristige Käufe seien in nächster Zeit kaum möglich.(ml/afp/dpa)