Corona in Frankfurt: Impfstart für Wohnungslose und Geflüchtete

Die Stadt Frankfurt beginnt mit Corona-Impfungen in Unterkünften für Wohnungslose und Geflüchtete. Ein nicht immer einfaches Unterfangen.
Die Stadt Frankfurt hat damit begonnen, Menschen gegen das Coronavirus zu impfen, die in Unterkünften etwa für Wohnungslose, Geflüchtete, Jugendliche oder Menschen mit Behinderungen leben. Wie das Sozialdezernat der Frankfurter Rundschau auf Anfrage mitteilte, war am Dienstag erstmals ein mobiles Impfteam in der Übernachtungsstätte im Ostpark zu Gast, um zunächst 40 Wohnungslosen und 40 Mitarbeiter:innen die erste Impfdosis zu verabreichen.
In der nächsten Zeit würden die Impfteams nun 120 Unterkünfte im ganzen Stadtgebiet aufsuchen, um die dort wohnenden Menschen zu immunisieren, sagte Uta Rasche, Sprecherin von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU). Darunter seien allein 4000 geflüchtete und 2900 wohnungslose Menschen, die aktuell von der Stadt untergebracht sind. Wer in einer Sammelunterkunft lebe, falle automatisch in die Priorisierungsstufe 2, sagte Rasche. Wie schnell man vorankomme, hänge vor allem von den verfügbaren Impfstoffen ab.
Impfungen in Frankfurt: Erstmals soll in einer Flüchtlingsunterkunft geimpft werden
Impfungen in Sammelunterkünften sind Rasches Angaben zufolge komplex: Alle Impflinge müssen vorab aufgeklärt und nach ihrer Krankengeschichte befragt werden, viele brauchen Hilfe bei den nötigen Formularen, gerade Wohnungslose haben außerdem oft gesetzliche Betreuer:innen, die miteinbezogen werden müssen. Bei geflüchteten Menschen gibt es zudem noch Sprachbarrieren. Die erste Impfaktion im Ostpark sei aber gut verlaufen, sagte Rasche.
In der kommenden Woche soll dem Sozialdezernat zufolge erstmals in einer Flüchtlingsunterkunft geimpft werden. Bei der Aufklärung der geflüchteten Menschen sollen auch die „Gesundheitslotsen“ helfen, vom Gesundheitsamt geschulte Menschen mit Migrationsgeschichte, die möglichst in ihrer Muttersprache Informationen zu der Impfung geben sollen.
Diese Lotsen sollen die Unterkünfte jeweils einige Tage vor der Impfung besuchen und mit den Bewohner:innen sprechen. Selbstverständlich seien alle Impfungen freiwillig, sagte Sprecherin Uta Rasche. Um die Impfungen in den Heimen voranzutreiben, habe das Frankfurter Gesundheitsamt ein achtköpfiges „Funktionsteam soziale Einrichtungen“ gebildet, das ausschließlich mit der Organisation der Impfungen beschäftigt sei.
Impfungen in Frankfurt: Erste Impfaktion als „Generalprobe“ gut verlaufen
Christine Heinrichs vom stadtnahen Frankfurter Verein für soziale Heimstätten, die neben vielen Unterkünften auch für die im Ostpark zuständig ist, sagte der FR, die erste Impfaktion sei als „Generalprobe“ gut verlaufen. Einige angemeldete Bewohner:innen seien nicht gekommen, dafür seien spontan andere nachgerückt. „Insgesamt sind wir sehr zufrieden, wie es abgelaufen ist“, sagte Heinrichs. Die Organisation im Vorfeld habe viel Arbeit gemacht. „Wir haben schon vor Wochen angefangen, die Bewohnerinnen und Bewohner zu informieren.“ Hilfreich sei, dass viele, die in den Einrichtungen arbeiteten, bereits geimpft worden seien.
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Der hessische Flüchtlingsrat begrüßt es, dass nun geflüchtete Menschen immunisiert werden. „Wir sind froh, dass die Stadt jetzt damit anfängt“, sagte Timmo Scherenberg, der Geschäftsführer des Flüchtlingsrats, der FR. „Wir sehen, dass die Gesundheitsämter sich viel Mühe geben.“ Trotzdem hätte man sich einen früheren Impfstart gewünscht.
Impfungen in Frankfurt: Aufklärung zur Corona-Impfkampagne ist ein Problem
Ein Problem sieht Scherenberg bei der Aufklärung geflüchteter Menschen zur Impfkampagne gegen das Coronavirus. „Wir hören bisher aus den Unterkünften, dass die Impfbereitschaft relativ miserabel ist“, sagte Scherenberg. Bislang gebe es zu wenig Informationsmaterial in unterschiedlichen Sprachen, viele Flüchtlinge informierten sich über soziale Netzwerke oder Medien aus ihren Herkunftsländern, in denen oft noch gar nicht geimpft werde.
Da es öfter Corona-Ausbrüche und scharfe Quarantäne-Maßnahmen in Flüchtlingsheimen gegeben habe, seien viele Bewohner:innen zudem misstrauisch, ob sich wirklich um ihre Gesundheit gekümmert werde, sagte Scherenberg. (Hanning Voigts)